Graphite Schäfte aus Japan und Taiwan im Vergleich
Wir haben uns bereits häufiger mit Schäften unterschiedlicher Qualität auseinander gesetzt und müssen auch an dieser Stelle eines klar machen: Es gibt sogenannte Originalschäfte und OEM Schäfte auf dem Markt. Letzteres ist was größere Hersteller praktisch in jedem Schläger verbauen. Sie sind günstig, meist in China gefertigt und haben mit dem Originalschaft außer dem Namen und dem Aussehen wenig gemeinsam. Das ist leider die Realität. Originalschäfte hingegen stammen tatsächlich aus dem Werk des Herstellers und werden nicht in einer anderen Fabrik produziert wie OEM Schäfte meistens. Die Unterschiede in der Qualität sind nicht von der Hand zu weisen und objektiv messbar.
Es gibt jedoch auch Hersteller die unterschiedliche Standorte ihrer Fabriken haben wie z.B. Oban. Oban ist eigentlich ein sehr traditioneller Japanischer Hersteller der allerdings auch Schäfte in Taiwan produziert. Nun ist Taiwan ein Standort der von vielen Herstellern genutzt wird, auch für die Produktion von Schlägerköpfen. Aber wie sieht denn der Vergleich zwischen einem tatsächlich in Japan gefertigten Schaft aus? Dieser Frage möchten wir auf dem Grund gehen und vergleichen den Oban Devotion HB 0355 aus Taiwan und den Oban Kiyoshi HB 0355 aus Japan. Der Preisunterschied ist bereits heftig: der Kiyoshi kostet ziemlich genau das Doppelte. Und diesen Aspekt sollte man immer im Hinterkopf haben.
Unser Test war sehr einfach: Der Spieler testete beide Schäfte mit dem identischen Driverkopf. Das Profil der Schäfte ist praktisch identisch, genauso wie das Gewicht und entsprechend das Schwunggewicht. Der einzige variierende Faktor ist also die "Schaftqualität".
Was man sehr schnell merken konnte: Unser Testspieler fühlte sich mit dem Kiyoshi gleich deutlich wohler. Dies zeigt sich auch an der höheren Efficiency von 1.41 vs. 1.43. Die Schlägerkopfgeschwindigkeit war gleich, genauso wie Schwungbahn und Attack Angle. Unterschiede zeigen sich dann erst bei den Balldaten:
Die 2 Meilen mehr an Ballgeschwindigkeit lassen sich alleine durch die besseren Treffer erklären. Der Launch ist mit 11.0° vs. 13.1° beim Kiyoshi deutlich niedriger - genauso wie der Spin. Interessant ist aber vor allem dass der Side Angle beim Kiyoshi keinerlei Abweichungen nach links oder rechts zeigt. Der Spieler hatte mit dem Kiyoshi sehr viel mehr Kontrolle und konnte unterm Strich eine sehr gerade Flugbahn vorweisen.
Rein aus den Zahlen könnte man jetzt den deutlichen Aufpreis nicht rechtfertigen. Immerhin waren die Schlagweiten praktisch gleich. Das liegt allerdings daran dass der Kiyoshi alles andere als optimal eingestellt war: 11° Launch sind für einen Driver einfach zu flach, der niedrige Spin dafür wiederum wünschenswert. Würden wir z.B. den Driverloft leicht nach oben verändern wären mit dem Kiyoshi nicht nur deutlich größere Schlagweiten möglich, sondern auch an der Präzision und Kontrolle würde sich kaum etwas ändern. Kurz gesagt: Unser Spieler hätte mit dem Kiyoshi einen Schaft den er sehr konstant trifft, der nur wenig Streuung vorweist und der deutlich weiter fliegt - was vor allem an der höheren Ballgeschwindigkeit und den niedrigeren Spin liegt.
Unser Fazit
Nur bei den wenigsten Spielern ist der Preis überhaupt kein Faktor. Die meisten Spieler müssen zumindest abwägen ob ein gewisser Aufpreis gerechtfertigt ist. Es ist nicht möglich dies für jeden Spieler pauschal zu beantworten. Was man allerdings sagen kann und das hat uns dieser Test bestätigt: in Sachen Qualität spielt die Herkunft eines Schafts definitiv eine Rolle. Und auch wenn in Taiwan nur etwas minderwertigere Schäfte produziert werden, merkt man auch in der Praxis den Unterschied zu einem in Japan gefertigten Schaft. Diese Unterschiede sind auch spürbar für einen Spieler und nicht nur messbar mit irgendwelchen Maschinen.