Carbonschäfte in Eisen werden nach wie vor von vielen belächelt und als "Anfängerschäfte" oder "Damenschäfte" bezeichnet. Die meisten denken, dass nur Stahlschäfte in Frage kommen wenn sie überdurchschnittliche Schlägerkopfgeschwindigkeiten haben. Das ist allerdings nicht mehr zeitgemäß. In den letzten Jahren hat sich bei Carbonschäften sehr viel getan. Und dieses Material ist tatsächlich sehr vielseitig einsetzbar. Es ist möglich sehr harte Schäfte zu produzieren. Gerade auch in Kombination mit Stahl wie es Steelfiber z.B. macht. Steelfiber Schäfte gehören auch in der 95g Gewichtsklasse zu den eher härteren Schäften und sind
vergleichbar steif wie manch andere 120g Stahlschäfte. Auch Bryson DeChambeau und andere Tourspieler setzen auf Carbon statt Stahl. Und das sicher nicht weil sie zu wenig Power hätten einen schweren Stahlschaft zu schwingen. Genau genommen sind Bryson DeChambeau selbst die härtesten Stahlschäfte wie Dynamic Gold X7 oder Nippon Modus 130 zu weich. Er setzt auf einen Carbonschaft der tatsächlich härter ist als diese. Und die Frage, die man sich stellen muss ist die, welchen Unterschied es zwischen den beiden Arten dann noch gibt.
Es gibt zwei wichtige Gründe, die für einen Carbonschaft sprechen:
1) Es ist möglich auch mit geringem Gewicht sehr harte Schäfte zu produzieren.
2) Carbon weist eine dämpfende Eigenschaft auf und kann Vibrationen besser abfedern.
Letzteres ist gerade für Spieler wichtig die einfach nicht sehr gut mit "hartem Feedback" umgehen können. Jeder der schon einmal mit einem Stahlschaft tief in den Boden gegraben hat oder bei kalten Temperaturen einen suboptimalen Treffer gelandet hat, weiß wovon die Rede ist. Carbon ist wesentlich schonender und dämpft die Treffer in der Regel deutlich.
Leichte Schäfte, die dennoch eine gewisse Härte vorweisen können ebenfalls sehr vorteilhaft sein. Z.B. für Spieler, die eher längere Schäfte benötigen, aber im Schwung- oder Gesamtgewicht einsparen müssen ist Carbon oder ein Steelfiber Schaft eine gute Option. Verbaut man Schäfte etwas länger werden sie außerdem weicher. Hier benötigt man also auch meist eine gewisse Steifigkeit, die man sonst nur bei deutlich schwereren Stahlschäften erhält. Mit diversen Graphitschäften ist es möglich selbst mit leichten 95g Härten zu erreichen, die ansonsten nur mit einem 120g Stahlschaft denkbar sind.
Unser Test: Carbon vs. Stahlschaft
Das Setup dieses Tests war einfach: wir verwenden den gleichen Schlägerkopf und nehmen zwei Schäfte die sowohl in Sachen Härte, als auch im Gewicht praktisch identisch sind. Einziger Unterschied: der eine Schaft ist aus Carbon, der andere aus Stahl. Den einzigen Faktor den wir dabei nicht zu 100% kontrollieren können ist das Schaftprofil. Denn das ist zwangsläufig etwas unterschiedlich was wir im Test auch feststellen konnten.
Das Ergebnis:
Einen Wert bei dem man am ehesten einen Unterschied zwischen den Schäften erwarten würde ist der Spin. Von manchen wird behauptet, dass Graphitschäfte mehr Spin produzieren und noch dazu für größere Schwankungen bei den Spinwerten sorgen. So ist es unvermeidlich, dass sich z.B. leichter Flyer entwickeln die in Sachen Länge schwer zu kontrollieren sind. Es ist inzwischen erwiesen, dass es sich dabei um einen Mythos handelt und unser Test belegt das ebenfalls. Der Spin ist mit dem Stahlschaft minimal höher und die Standardabweichung bei den Spinwerten ist beim Carbonschaft etwas größer (234 vs. 146). Allerdings lässt sich das eindeutig darauf zurück führen, dass unser Spieler mit dem Schaftprofil des Stahlschafts etwas besser zurecht gekommen ist und ein saubereres Trefferbild produzieren konnte. Dies sieht man auch direkt an der Efficiency die in einer höheren Ballgeschwindigkeit resultiert.
Der Dynamic Loft ist ebenfalls ein wichtiger Unterschied. Dieser liegt beim Carbonschaft um über 1° niedriger. Das hat allerdings nichts mit dem Schaftmaterial zu tun, sondern vor allem mit dem Biegeprofil. Das Profil des Stahlschafts ist eher auf einen minimal höheren Launch ausgelegt. Dieser 1° Unterschied im Dynamic Loft erklärt auch die kleinen Unterschied bei den Spinwerten. Je höher der dynamische Loft, desto mehr Backspin ist auch zu erwarten. Nichts davon hat nur etwas mit dem Material zu tun.
Unser Fazit: Carbon- oder Stahlschaft?
Grundsätzlich kann man eines sagen: es gibt keinen Unterschied bei den Zahlen wenn man lediglich das Material der Schäfte vergleicht. Ein Carbonschaft mit identischer Härte, Gewicht und Schaftprofil würde 1:1 die gleichen Werte produzieren. Alle Mythen die sich über Carbonschäfte etabliert haben wie etwa "schlechtere Kontrolle", "mehr Spin", "unkonstante Werte Spinwerte" usw. sind vor allem darauf zurück zu führen, dass man Äpfel mit Birnen verglichen hat. Nimmt man einen leichten und weichen Carbonschaft wird dieser natürlich komplett andere Werte liefern als ein schwerer und harter Stahlschaft. Dieser Vergleich ist allerdings nicht besonders seriös.
Carbonschäfte haben im Grunde nur einen Nachteil: Sie sind meist deutlich teurer in der Anschaffung - zumindest sehr hochwertige Schäfte. Der Grund liegt einfach darin, dass die Produktionsqualität schwieriger zu beherrschen ist. Bei Stahlschäften hingegen können auch akzeptable Qualitäten in hohen Stückmengen realisiert werden.
Wer einen Carbonschaft wünscht, der ähnliche Werte wie schwere Stahlschäfte aufweist, muss etwas genauer hinschauen bzw. den richtigen Clubfitter aufsuchen. Fakt ist allerdings, dass es inzwischen auch diese Optionen gibt. Weswegen auch immer mehr Tour Spieler offen für Carbonschäfte oder Steelfiber Schäfte in den Eisen sind.