Mit diesem Test möchten wir herausfinden wie abgenutzt ein Ball sein darf bevor er unspielbar ist. Zu diesem Zweck nehmen wir einen ausgedienten Titleist ProV1 X der nicht mehr für Fittings verwendet werden kann. Die Abnutzung passiert in unseren Fittings relativ schnell, da der Ball mit voller Geschwindigkeit auf einen Vorhang prallt und dort abgebremst wird. Wie wir sehen ist dieser Ball tatsächlich komplett abgenutzt und auf der Hülle ist kaum noch der Aufdruck zu erkennen. In der Regel platzen unsere Bälle irgendwann wenn sie nicht rechtzeitig gewechselt werden und dieser Ball sieht so aus als stünde er kurz vor dem Durchbruch.
Wenn wir am Abschlag einen solchen Ball in den Händen halten, gingen wir sofort Richtung Mülleimer. Die Frage ist aber ob das wirklich berechtigt ist und ob der Ball womöglich doch noch spielbar ist.
Es ist an der Zeit dies herauszufinden und daher schlagen wir etliche Bälle abwechselnd mit einem Eisen 6. Dabei achten wir sehr genau darauf eine Stichprobe zu haben, die groß genug ist und, dass das Trefferbild konstant ist. Besonders interessiert uns der Spin und daher achten wir auch sehr genau auf den dynamischen Loft.
Unser Ergebnis sieht wie folgt aus:
Die Unterschiede sind marginal. Die Schlägerkopfgeschwindigkeit war mit dem neuen Ball minimal höher und der dynamische Loft 0,5° flacher. Ebenfalls 0,5° flacher war der Launch Angle.
Was uns vor allem interessiert ist der Backspin weil zu erwarten ist, dass dieser mit dem alten Ball im Keller ist. Der Unterschied beträgt jedoch nur 43rpm. Nun müssen wir noch berücksichtigen, dass der dynamische Loft mit dem alten Ball 0,5° höher war und daher ca. 60-70 rpm mehr Spin die Folge wäre. Addiert man diese kommen wir auf ein Ergebnis von guten 100rpm Unterschied im Spin. Bei 5300rpm ist das sicherlich nicht viel.
Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass der Unterschied im Launch genau dem Unterschied im dynamischen Loft entspricht. Was scheinbar nicht passiert ist, dass der alte Ball weniger Grip auf der Schlagfläche entwickelt und "über die Schlagfläche" gleitet - wie etwa bei einem nassen Schlägerkopf.
Was man außerdem nicht unbedingt sagen kann ist, dass die Standardabweichung der Ergebnisse mit dem alten Ball höher ist. Hier möchte man meinen, dass die Schwankungen größer sind weil der abgespielte Ball unterschiedlich reagiert. Das ist jedoch nur bedingt der Fall. In Sachen Launch und Spin ist die Abweichung sogar niedriger als mit dem neuen Ball. Einzig bei Ballgeschwindigkeit und Carrylänge ist die Varianz mit dem alten Ball höher. Allerdings lassen sich daraus kaum Schlüsse ziehen weil dieser Trend nicht statistisch signifikant sein dürfte.
Unser Fazit: Wird ein abgenutzter Ball unspielbar?
Definitiv nicht - zumindest nicht wenn der Ball so abgespielt ist wie unserer und im Kern noch intakt ist. Einzig eine abgespielte Hülle scheint keinen großen Unterschied zu machen - zum Erstaunen aller Beteiligten. Eine Spindifferenz von guten 100rpm bei einem Eisen 6 und 1m weniger Länge ist nun wirklich nicht die Welt. Selbst gute Amateurspieler sollten damit keine Schwierigkeiten haben.
Was wir an dieser Stelle natürlich nicht getestet haben ist das Verhalten rund ums Grün wenn selbst kleine Unterschiede im Spin eine Rolle spielen. Und wir dürfen nicht übersehen, dass unser Testball sehr gleichmäßig abgenutzt wurde. Es gibt durchaus auch Bälle, die an bestimmten Stellen einen Cut haben und daher womöglich nicht so fliegen wie sie sollten.